Gesund und klimafreundlich essen â noch scheitert das hĂ€ufig am politischen Willen
Landwirtschaft und ErnĂ€hrung sind wichtige Faktoren beim Umweltschutz. Die gröĂte HĂŒrde scheint dabei der fehlende politische Wille zu sein, wie ein Ausstellungsbesuch in Traunstein zeigt.

Ich stehe mit einem veganen FleischbĂ€llchen am Buffet und um mich herum fliegen â wie so hĂ€ufig â die Fetzen.
Die Bestandsaufnahme
Vor Kurzem war ich auf einer Ausstellung im politischen Herzen Europas â in Traunstein. Der Bund Naturschutz hatte zur Teilnahme an einer Ausstellung aufgerufen und pflichtbewusst und interessiert, wie ich bin, nahm ich natĂŒrlich teil. Nicht zuletzt, weil ich ein Buffet erwartete, betrat ich also ĂŒberpĂŒnktlich am Dienstag, den 22.11. die alte Klosterkirche in Traunstein, um mich ĂŒber das Thema der ökologischen Landwirtschaft zu informieren. Der BUND hatte dazu rund ein Dutzend âRollUpsâ mit Informationen und Fakten bedrucken lassen, welche hĂŒbsch inszeniert auf neugierige Betrachter*innen warteten. Weil ich noch 45 Minuten bis zum offiziellen Beginn hatte, schlenderte ich herum.
Bemerkenswert ist wohl die Tatsache, dass ökologischer Anbau von Lebensmitteln zwar klimafreundlicher ist als konventioneller, doch Fleisch ist und bleibt ein Problem. Die Ersparnisse beim CO2 AusstoĂ von Fleisch mögen in umweltfreundlicher Viehwirtschaft zwischen 10 und 20% geringer sein, doch es trennt sie dennoch Welten vom AusstoĂ beim GemĂŒseanbau.
Spannend ist, dass in den letzten Jahren die Zahl der Bio-BĂ€uerâąinnen um mehr als das 4-fache gewachsen ist. Das mag einem Hoffnung machen, doch noch ist viel zu tun. Keine Angst, das Folgende ist nur ein kurzer Exkurs in europĂ€ische Politik und soll nicht allzu lange von der Buffet-Geschichte ablenken:
Europa hat ein Problem mit der ökologischen Landwirtschaft. Ihr Anteil lag 2015 â ich bitte, solch veraltete Zahlen zu entschuldigen, doch sie sind das beste, was zu finden war â bei 6,2%. In Deutschland bei 6,3% und in Ăsterreich â dem Spitzenreiter â bei knapp 20%.
Das reicht aber schlicht nicht aus. Europa subventioniert bĂ€uerliche Betriebe nĂ€mlich immer noch ĂŒberwiegend nach GröĂe und nicht nach Art des Anbaus, was unfair ist.
Weiterhin zeigt sich, dass Bio-Essen â welch Wunder â deutlich besser und gesĂŒnder ist als industrielle Massenware. Die Aufforderung lautet also: Mehr Bio Essen in ganz Bayern â vor allem in Schulen, KrankenhĂ€usern und Kitas. Dem mĂŒsste erstmal jedeâąr zustimmen können, oder?
Verantwortlich sind die anderen
Leider nein. Womit wir wieder beim Buffet wĂ€ren. Ich stehe also um Punkt 18 Uhr an einem der kleinen Tische und trinke meinen ersten Sekt des Abends, da betreten 3 Personen die BĂŒhne. Peter Beisser, Gisela Sengl und Beate Rutkowski. Alle drei sind MitbegrĂŒnderâąinnen des Traunsteiner ErnĂ€hrungsrates, der sich zum Ziel gesetzt hat, mehr Bio fĂŒr Bayern zu erarbeiten.
Nach der ĂŒblichen BegrĂŒĂungszeremonie, einem sich immer wieder wiederholenden Ritual einer jeden Veranstaltung, der namentlichen Nennung rund einem Dutzend Anwesender und einer ErklĂ€rung, wie die Ausstellung funktioniert, spricht Gisela Sengl. Hierbei wĂ€re wichtig zu erwĂ€hnen â auch fĂŒr den weiteren Ablauf des Abends, â dass Frau Sengl nebenbei auch als Abgeordnete der GrĂŒnen im bayrischen Landtag sitzt und zwar unter anderem als Sprecherin fĂŒr ErnĂ€hrung und Landwirtschaft. Sie schlĂ€gt vor, mehr Bio in den oben genannten Institutionen zu etablieren, oder auch mal eine fleischfreie Alternative anzubieten, da schneit Dr. HĂŒmmer, der Traunsteiner OberbĂŒrgermeister herein.
Sofort beginnt ein Schlagabtausch kommunalen AusmaĂes, in dem HĂŒmmer immer wieder darauf verweist, er könne ja nichts machen, die Bundesebene mĂŒsse handeln (in der rein zufĂ€llig auch die GrĂŒnen sitzen) und Sengl, die auf die Landesebene verweist, in der die CSU die Verantwortung trĂ€gt. In den folgenden 15 Minuten gegenseitiger Schuldzuweisung wird die Stimmung deutlich kĂŒhler. Am Ende gibt sich der OberbĂŒrgermeister geschlagen und beginnt eine private Konversation mit einer Besucherin.
Buffet der ErnĂŒchterung
Etwas habe ich an diesem Abend gelernt: ökologischer Landbau ist unglaublich wichtig, um unseren CO2-FuĂabdruck deutlich zu reduzieren. GemĂŒse ist immer besser als Fleisch, denn dessen CO2 AusstoĂ ist schlicht zu hoch. âBioâ sickert langsam in unsere Gesellschaft, doch dafĂŒr braucht es auch Initiativen auf europĂ€ischer Ebene.
Und: Wenn man politisch erfolgreich sein möchte, sollte man gut wissen, in welchen Parlamenten die politischen Gegner sitzen, auf die man die eigene Verantwortung abwÀlzen kann.
Gastbeitrag von Luca Barakat